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Erschienen am 1. September 2011 im Höchster Kreisblatt 
Mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Neuen Presse/HK.

Erst wiegen, dann frisieren

Der "Schneires Peter" war früher für die Hornauer Waage verantwortlich – nun soll deren Platz umgestaltet werden

Die Bürger für Hornau hoffen, dass 2012 mit dem Projekt begonnen wird. Es soll viele Erinnerungen wecken.

Hornau. "Schneires Peter" war ein ganz Genauer. Mit großer Sorgfalt bediente Friseur Peter Müller die Gemeindewaage direkt am Liederbach. "Keine Seltenheit dann, dass Männer mit eingeseiftem Bart oder Kinder, die zum Haarschnitt auf einem als Pferdeattrappe gefertigten Friseurstuhl saßen, Wartezeiten in Kauf nehmen mussten", erinnert Dieter Trippe von den "Bürgern für Hornau". Das Wiegen einer Kuh, eines Schweins oder auch einer Wagenladung Kartoffeln der Bauern hatte für den "Schneires Peter" nämlich absolute Priorität.

So stellt sicher der Hornauer Maler Alois Steyer den Platz an der Plantane mit der Waage für Vieh und Lebensmittel vor. Fotos/Repro: Bürger für Hornau/Nietner

So war das vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Waageplattform und die kleine Stahlblechhütte, in der das komplizierte Wiegegestänge untergebracht war, prägten das Bild auf dem kleinen Platz am Bach unter der alten Platane. Der Wiegebetrieb wurde aber um 1960 eingestellt und die Waage bei der Dorfsanierung nach 1970 abgebaut. Grund genug für die "Bürger von Hornau" an dieses Kapitel der Ortsgeschichte zu erinnern. Mit der Neugestaltung des Platzes an der Ecke Hornauer/Ofterdingenstraße möchte der Verein die Geschichte wieder lebendig werden lassen. "Das wird modern gestaltet, aber das Alte auch mit einbezogen", betont Trippe. Auf Schautafeln sollen diese besonderen Episoden der Ortsgeschichte erläutert werden.

Ein Bad für die Pferde
Zum historischen Teil dieses Fleckchens zählt die Gäulsschwenk. Denn genau an der Mündung des Mühlbaches in den Liederbach, wo noch heute der leicht abschüssige Hang zu erkennen ist, führten die Bauern ihre Pferde früher an Samstagen in den Bach. Dort konnten sich die Vierbeiner nach der harten Arbeit der Woche erfrischen und wurden gründlich gereinigt.

Künstler Joachim Menke aus Kelkheim hat den neuen Entwurf gestaltet, wobei der Weg von oben gesehen an das Horn im Hornauer Wappen erinnert. Fotos/Repro: Bürger für Hornau/Nietner

Erhalten wollen die Bürger für Hornau in jedem Fall die rund 200 Jahre alte Platane – mit einem Stammumfang von fast vier Metern. Ein Sachverständiger soll den Baum auf Stand- und Bruchsicherheit sowie mögliche Krankheiten wie Pilzbefall untersuchen. Erinnern möchte der Verein weiterhin an die Hornauer Mühle und die Insel. Im Jahr 1191 waren sogar zwei Mühlen in Betrieb, die ihren Eigentümer, das Kloster Retters, sowie gleichzeitig die Ritter von Hornau und die Herren von Eppstein belieferten. Der letzte Müller der Mühle war Franz Estenfelder. Der "Mill-Franz" stellte den Betrieb, zu dem zeitweise eine Bäckerei gehörte, 1970 ein. Die Hornauer Mühle lag am Mühlbach, einem Abzweig des Liederbachs, der unter der Langstraße hindurch und am alten Rotlinthof vorbei wieder in sein "Mutter-Rinnsaal" mündete. Dieses Areal zwischen den Flüsschen ist als "Hornauer Insel" bekannt.

40 000 Euro für 2012?
Ebenfalls Teil des Konzeptes für den Platz ist der Sandsteinpfosten vom ehemaligen Hornauer Hofgut. Ihn möchte der Verein restaurieren lassen (wir berichteten). Die alte Einfriedung fiel beim Bau des Liederbachwegs den Erdarbeiten zum Opfer. Nur der Pfosten, nach Schätzungen gut 200 Jahre alt, und etwa vier Meter Mauer blieben stehen. "Beide Teile sind Zeugen der Hornauer Geschichte und unbedingt erhaltenswert", macht Trippe deutlich. Daher hofft er, dass die Arbeiten an dem Platz im nächsten Jahr beginnen können. Noch 2011 soll das Projekt den städtischen Gremien vorgestellt werden. Der Vorsitzende des Vereins rechnet mit Kosten von bis zu 40 000 Euro, wobei sich die Bürger für Hornau mit einer fünfstelligen Summe beteiligen wollen. Bürgermeister Thomas Horn bestätigt "gute Gespräche" zu diesem Projekt. Nach der Vorstellung in den Gremien, "müssen wir schauen, dass wir die Mittel dafür bekommen". Somit liegt es am Parlament, ob die Arbeiten für das "historische" Vorhaben schon 2012 beginnen können.  wein

Spenden fürs Projekt sind willkommen. Anfragen an Dieter Trippe unter (0 61 95) 6 44 36 oder info@buerger-fuer-hornau.de

Copyright: Frankfurter Neue Presse/HK

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