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Hornauer Brückenfest: stimmungsvoller Tag
mit dem Segen des Himmels

Eröffnung des Hornauer Brückenfestes

Offizieller Start des Hornauer Brückenfestes mit dem Bürgermeister.

Wasser allerorten, unten und oben: Die „Chaisewegbrücke“ führt über den an den meisten Tagen gemächlich vor sich hin rauschenden Liederbach. Zur Feier ihrer Erneuerung öffnete der Himmel allerdings all seine Schleusen. Dem Hornauer Brückenfest am 3. Juni 2012 tat dies keinen Abbruch. Und auch die Brücke zeigte mit frischen Kräften, was in ihr steckt.

Für den angekündigten Regen war der Verein Bürger für Hornau gut gerüstet. Unter dem Schutz eines grünen Zeltdaches auf der Brücke eröffnete Bürgermeister Thomas Hornau das Fest. Er fand zum Auftakt Worte, denen bestimmt nicht nur Hornauer Lokalpatrioten zustimmen: „Es ist die schönste Brücke Kelkheims.“

Die Brücke überdauerte die Zeiten, anderes verschwand leider aus dem Ortsbild. Zu einer lebendigen Tradition gehört, dass dieses Verschwundene dennoch als Erbe fortdauert. Hierfür soll künftig ein Stadtteilmodell sorgen, mit dem Hornaus Straßenzüge nach den Plänen um 1850 wieder Gestalt annehmen. Dieter Trippe, Vorstandsvorsitzender der Bürger für Hornau, wies bei der Eröffnung auf dieses Vorhaben hin. Die Einnahmen des Brückenfestes sollen dazu beitragen, dieses ambitionierte Projekt zu verwirklichen. Einen besonders feierlichen Rahmen verliehen der Festeröffnung die Lieder des Euterpe-Chors.

Verdruss wegen des Regens kam beim Brückenfest nicht auf. Denn die Bürger für Hornau boten den Besuchern so einige Kurzweil. Hierzu gehörte auch ein Trödelmarkt auf dem Gagernplatz vor dem alten Gesindehaus. Wiederum sorgten Zeltdächer dafür, dass die Trödelhändler aus den Reihen der Bürger für Hornau und ihre kleinen und größeren Kostbarkeiten trocken blieben. Die Marktbesucher unternahmen ihren Bummel mit dem Regenschirm in der Hand. Nicht wirklich ein Problem, denn wer Schätze entdecken möchte, nimmt schon einige Widrigkeiten in Kauf.


Trödelmarkt beim Hornauer Brückenfest

Bummel auf dem Trödelmarkt.

Kunstdrucke Hornau

Hornau im Blick der Kunst.

Wie es an weniger regenreichen Tagen in älterer und jüngerer Vergangenheit in Hornau aussah, haben Künstler in Drucken, Zeichnungen und Fotografien festgehalten. Vereinsmitglieder präsentierten diese Kunstwerke an einem Stand neben der alten Martinskirche. Wem diese Ansichten gefielen, konnte sie als Vervielfältigung günstig erwerben. Sie bilden zu Hause garantiert einen erfreulichen Anblick, wenn es draußen wieder einmal aus allen Kübeln schüttet.

Zu einem Fest gehört das Feiern — und auch das fiel nicht ins Wasser. Dank der katholischen Pfarrgemeinde St. Franziskus, die im Jahr 2010 aus den Pfarrgemeinden St. Franziskus und St. Martin entstanden ist, öffnete das Hornauer Pfarrheim für die Besucher seine Pforten. Auch der Pfarrhof gehörte zur Brückenfest-Örtlichkeit. Dort grillten fleißige Helfer leckere Metzgerbratwürste. Und dort saßen viele Feiernde gemütlich zusammen. Auch ihnen konnte der Regen nichts anhaben, denn auch hier gab es schützende Zeltdächer.


Führung Christa Wittekind

Doch selbst als es sich im Hof noch halbwegs angenehm sitzen ließ, lockte das Pfarrheim. Denn aus ihm heraus erklangen satte, schöne Melodien. Das Blasorchester des Fanfarenzuges Hornau spielte auf und verwandelte den Regentag vollends in schönste Stimmungslagen. Feierlich, tänzerisch, heiter – die vielen Festbesucher im Pfarrheim genossen die kunstvollen musikalischen Einlagen.

 

Köstliche Kuchenvariationen hingegen bot das reiche Kuchenbuffet. Kaffee und Kuchen, Würstchen, erfrischende Getränke, Musik und unterhaltsame Gesellschaft: Das Pfarrheim war der beste Ort, einen solchen verregneten Sonntag angenehm zu verbringen.

Die Bürger für Hornau hatten für das Brückenfest ordentlich die Werbetrommel geschlagen. Und so hatte wohl auch die feine Dame aus Frankfurt davon Wind bekommen. Plötzlich stand sie mitten im guten alten Saal. Ein Auftritt mit Hut und schwarzem Kleid, elegant, wenn auch ein wenig altmodisch. Ein junges Mädchen begleitete die Dame, eines der Hornauer Dorfkinder. Es trug Dorftracht und hielt einen Korb mit schönen gelb-roten Äpfeln in seinen Händen.

Führung durch Hornau

Voilà: Christa Wittekind in Begleitung der Enkelin startete ihre Führung „Hibb de Bach und dribb de Bach — von Brückenheiligen und anderen Dingen“. Der Führung schloss sich ein große Schar Interessierter an. Und sie sollten es nicht bereuen, denn sie erfuhren viel Spannendes über Hornau. Die Dame aus Franfurt wusste auch noch, dass in der jetzigen Gagernanlage früher die Turnhalle der TuS Hornau stand. Dort gab es fröhliche Feste wie am heutigen Tag das Brückenfest — der eine oder andere im Saal hatte sie selbst noch erlebt.


Der Regen ließ nicht nach, sozusagen der Segen von oben für die erneuerte alte Brücke. Doch jetzt bot die katholische Kirche St. Martin der Führung Schutz und Asyl. Ein großes, schönes, rundes Zeltdach breitete die Kirche über den Köpfen aus. Mit von der Partie war auch Karl-Heinz Franz. Der kannte garantiert jeden Winkel in der Kirche. Denn mit viel Fleiß und handwerklichem Können hatte er kürzlich die Kirche im Maßstab 1:75 nachgebaut. Einige Jahrzehnte zuvor hatte er sogar an der Kirche im Original mitgewirkt. Schon am Vormittag konnten die Brückenfest-Besucher das Kirchenmodell bewundern.

Führung in der St. Martin-Kirche

In der Kirche St. Martin nahm Christa Wittekind die Teilnehmer mit ihrer anschaulichen Erzählung an die Hand. Es ging um die Frau Rotlint im 8. Jahrhundert, um die Ritter von Hornau und selbstverständlich auch um die berühmte Gagernfamilie. Einstmals hatte der Weltreisende Friedrich von Gagern die Chaisewegbrücke sogar mit einer indischen Gottheit schmücken lassen. Doch nicht nur den Herrschaften widmete Christa Wittekind ihre Aufmerksamkeit. Auch von den guten alten Hornauer Traditionen berichtete sie. An dieser Stelle kamen die Äpfel ins Spiel, die das Hornauer Mädchen im Korb trug. Ein richtig guter „Appelmus“ gehörte einfach auf der Speiseplan der überwiegend bescheiden lebenden Hornauer. Selbst gemachter Appelmus — den gibt’s bestimmt auch heute noch bei vielen Einheimischen. Traditionen vererben sich nun mal.

Wie könnte es anders auch sein: Auf dem Weg zurück von der Kirche zum Pfarrheim überquerten die Teilnehmer die erneuerte Chaiseweg- oder „Scheesewegbrücke“ in Hornauer Schreibweise. Und dann lichtete sich das Rätsel, warum ausgerechnet am Tag des Brückenfestes so viel Wasser den Himmel hinabstürzte. Denn jeder konnte jetzt eindrucksvoll mit eigenen Augen sehen, wie fest das neue Brückenfundament gefügt war. Das hält in den nächsten hundert Jahren allen Fluten stand. Das nächste Brückenfest kommt hoffentlich schon in einem Jahr. Warum auch nicht? Denn Veranstalter und Besucher waren trotz des vielen Regens ganz glücklich mit diesem Tag.

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