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Erschienen am 27. März 2009 im Höchster Kreisblatt 
Mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Neuen Presse/HK.

Liebe über den Tod hinaus

Eine Broschüre beleuchtet die Geschichte der Martinskirche

Hornau. Anfang des Jahres 1589 starb Philipp von Lindau, Besitzer des Hofgutes Hornau, das später der Familie von Gagern gehören sollte. Lindau wollte in der Hornauer Kapelle beerdigt werden, wo schon seine Frau beigesetzt war. Aber Lindau war evangelisch, Kelkheim jedoch katholisch, und zuständig für die Kapelle war der katholische Pfarrer Latomus, dessen Vorname leider nicht bekannt ist.

Das war zu diesen Zeiten ein ernsthaftes Problem. Zu welchen Verwicklungen dies führte und wie die Geschichte schließlich endete, das steht in einem Heft über die alte Martinskirche, das der Verein „Bürger für Hornau“ jetzt herausgibt. Geschrieben haben es die Hornauer Friedel Bender und Reinhold Reuss; die Episode um die Beisetzung des Philipp von Lindau stammt aus einem Aufsatz von Friedrich Hetzel, der in dem Heft abgedruckt ist.

„Dem Vergessenwerden entrissen — Geschichten um die alte Martinskirche in Kelkheim-Hornau“ heißt das Heft, und der Titel deutet bereits an, dass es sich nicht um eine chronologische Darstellung der Geschichte dieses Gotteshauses handelt, sondern um eine Sammlung kleiner Texte rund um das Gebäude. Ein Zeitungsartikel aus dem Höchster Kreisblatt und eine Reihe von Fotos runden das Bild ab.

Allerdings passt nicht alles nahtlos zusammen. Gleich der erste Abschnitt befasst sich damit, dass dem Kapellchen nach Fertigstellung der neuen Kirche der Abbruch drohte, später geht es noch in einem weiteren Text um das gleiche Thema. Immerhin, beide Kapitel zusammen verschaffen dem Leser einen Einblick in die Entwicklung, nachdem die Kirche ihre Gottesdienste in den Neubau verlegt hatte.

Der Zahn der Zeit nagte an dem Gebäude, und hätte der damalige Bürgermeister Winfried Stephan als Mitglied des Kirchenvorstandes sich nicht dafür eingesetzt, dass wenigstens das Dach abgedichtet wurde, wäre der Verfall wohl viel weiter fortgeschritten. Nichts wurde aus Überlegungen, in dem Gebäude einen Kindergarten unterzubringen, dafür wurde es als Lager und Werkstatt genutzt. Erst in den 70er Jahren entschloss sich eine Gruppe um den Hornauer Professor Gerhard Bender, die Kirche zu retten, und die Hornauer Bürger waren es auch selbst, die die Kirche 1974 bis 1977 sanierten.

Zweifellos ist die alte Martinskirche auf diese Weise ein Schmuckstück des Ortes geworden, das für kulturelle Zwecke wie Ausstellungen, Konzerte und Lesungen genutzt wird, auch darauf gehen die Autoren ein. Ausführlich wird die frühere Innenausstattung des Gebäudes und das Leben der Kirchengemeinde rund um das Gotteshaus geschildert. Gerade dieser Abschnitt wird durch viele Fotos illustriert.

Und was wurde aus der Beisetzung des Philipp von Lindau? Pfarrer Latonus wollte den evangelischen Christen die Kapelle nicht mehr überlassen und hatte sie abgeschlossen. Er bot an, die Trauerfeier zu gestalten, stellte sich zur festgesetzten Stunde aber der Trauergemeinde in den Weg, weil die zwei lutherische Pfarrer mitgebracht hatte. Er gab erst nach, als Lindaus Sohn den Rentmeister einschaltete, der zur Trauergesellschaft gehörte. Latonus machte noch eine Eingabe an den Kurfürsten von Mainz, die aber nichts bewirkt haben dürfte, weil dieser zu der Zeit noch tolerant mit den Protestanten umging. Erst nach der Wende zum 17. Jahrhundert kam es in der Region zur Gegenreformation.

Wer all dies im Detail und noch viel mehr lesen möchte, der besorgt sich bei den Bürgern für Hornau das Heft. Der Preis der Broschüre steht noch nicht fest und hängt davon ab, wie viele Exemplare letztlich gedruckt werden. Interessierte melden sich beim Vorsitzenden des Hornauer Bürgervereins, Dieter Trippe, unter der Telefonnummer (0 61 95) 6 44 36.
bt

Copyright: Frankfurter Neue Presse/HK

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